top of page

Konzeptschwerpunkt NaturKinderGarten

Kontakte zur Natur

​

und sinnliche Erlebnisse in ihr, sind für uns Menschen auch ein Kontakt zu uns selbst, eine Erinnerung an unsere Herkunft. Es verschafft uns seelische und körperliche Ausgeglichenheit und ist Erholung für unsere Lebenskräfte, denn der Mensch ist ein Naturwesen.

Erst in jüngerer Vergangenheit sind in der Menschheitsgeschichte naturferne Lebensformen entstanden. Bei der Geburt überspringt das Kind jedoch nicht die Entwicklungsetappen, sondern beginnt ganz von Anfang.

 

Kinder sind Natur,

​

sie sind ein Ergebnis der Natur und wachsen hinein in die von Menschen gemachte Kultur. In den ersten Lebensjahren eignen sie sich die Welt an. Dies tun sie mit den ihnen angeborenen natürlichen Fähigkeiten. In der hochtechnisierten Zivilisation der Erwachsenenwelt sind sie zunächst Fremdlinge. Um jedoch ihren mitgebrachten Antrieb zum Aneignen der Welt, zum Lernen durch Spielen, vollends entfalten zu können, brauchen Kinder erst einmal besonders die Natur als Umgebung. Auf dieser Basis kann sich das freie Spiel, das eigenständige Lernen entfalten.

​

Die Entfaltung dieses eigenen Antriebes führt nicht nur zu körperlichem Wohlbefinden, sondern auch zu dem, was man später einen wesentlichen Teil einer „Glücklichen Kindheit“ nennt. Durch das Glück, dass die unerschöpfliche kindliche Neugierde beständig Nahrung bekommt und niemals versiegt, weil es immer wieder etwas Neues zu erforschen oder zu erfahren gibt, erfährt das Kind Auslastung und fühlt Zufriedenheit.

 

„Je mehr Sinne beim Lernen beteiligt sind, desto besser prägt sich einem Kind die neue Erkenntnis ein. Das beste Spielmaterial bietet dabei die Natur. Wenn Kinder zum Beispiel mit Blättern spielen, tun sie das mit mehreren Sinnen gleichzeitig. Sie nehmen den harzigen Geruch wahr, fühlen die Blattadern, unterscheiden verschiedene Farbtöne, verändern die Form des Blattes durch Zerrupfen oder Falten. Kinder lernen also durch unmittelbares Erleben.“

Prof. Dr. Gerald Hüther

 

 

Wesentlicher Konzeptschwerpunkt des NaturKinderGartens ist es, die Natur des Kindes und seinen eigenen Antrieb sich die Welt anzueignen, zu achten und durch eine ideale Umgebung und durch die aufmerksamen Handlungsweisen der Erziehenden zu fördern und zu schützen.

 

Besonderen Schutzes bedarf es besonders dann, wenn auf die Hirnentwicklung eine Überforderung einwirkt und die kindliche Neugierde durch „Übersättigung“ ihren Antrieb verliert. Vielmehr sollte stets ein „wenig Hunger“ übrigbleiben. So wie man dem jungen Körper möglichst gesunde Nahrung reicht, so sollte auch dem jungen sich ausbildenden Gehirn gesunde Erfahrungen angeboten werden. Nach und nach, mit zunehmendem Alter, wird das Kind selber die Fähigkeiten entwickeln, die Errungenschaften der Kulturtechniken und der automatisierten Zivilisation zu begreifen. Als erwachsener Mensch soll er / sie die Technik durchschauen und beherrschen und nicht ihr ausgeliefert sein.

 

Eine naturnahe Umgebung fördert die Bewegung, die Sinnes- und Selbstwahrnehmung, trägt im besonderen Maße zur Gesundheit bei und stärkt die Abwehrkräfte gegen Krankheiten. Studien belegen, dass auch positive Wirkungen auf das Sozialverhalten entstehen. Viel mehr als innerhalb von Räumlichkeiten können viele Entdeckungen und Spielvorhaben, wie z.B. Brücken oder Hütten bauen, auf einen Baum klettern oder nachahmende Spiele wie Bauernfamilie oder Gärtnertruppe oder Pferde füttern, nur gemeinsam stattfinden. Ganz praktisch, aber auch ganz der Phantasie folgend, müssen Rollen und Aufgaben untereinander verteilt werden. Das fördert im Spiel die Selbstkompetenz, die Sprachentwicklung und die Kooperationsfähigkeit.

​

Pädagogisches Ziel ist ferner, dass den Kindern für ihr weiteres Leben eine Naturverbundenheit ermöglicht wird. Daraus entsteht ein Umweltbewusstsein und ein Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Natur. Sie tragen ein positives Bild der Natur in sich und wissen von ihrer Bedeutung für die Existenz der Menschen im Globalisierungsprozess und für den Klimawandel und seine Auswirkungen.

Wir wollen auch vermehrtes Interesse an den Naturwissenschaften fördern und erwarten, dass sich mehr Schulabgänger als heute für naturwissenschaftliche Fachrichtungen entscheiden oder ihre Fähigkeiten als Handwerker entwickeln. Denn für den notwendigen technologischen Wandel in eine klimaneutrale Zukunft benötigen wir Menschen, die Wissen in die Praxis umsetzen können.

 

Wenn ihr die Freude des Kindes und seinen Eifer zu deuten versteht, dann kann euch nicht verborgen bleiben, dass das Vergnügen über eine bezwungene Schwierigkeit, ein erreichtes Ziel, ein entdecktes Geheimnis die größte Freude darstellen, die Freude des Triumphs und das Glücksgefühl der Selbstständigkeit, der Beherrschung der Umwelt und des Umgangs mit den Dingen.“

Janusz Korczak

 

Pädagogische Praxis in der Natur, im Garten, in der Unterkunft / im Haus

 

In der Natur

​

Es gibt im Wesentlichen drei Erlebnisarten:

​

1. Die Expedition, der Erkundungsspaziergang oder die Wanderung (z.B. jeden Montag)

Dies ist ein Rundweg zu immer gleichen Orten. Dort werden Veränderungen wahrgenommen und erforscht. Je nach Witterung wird den Kindern die Möglichkeit zum Freispiel gegeben. Gleichzeitig wird nachgeschaut, ob der Igelbau oder der Ameisenhügel noch in Ordnung sind. Gegebenenfalls wird ergänzt oder repariert. Stets dabei sind Handwerkzeuge und Körbe zum Einsammeln von interessanten, von den Kindern entdeckten, Gegenständen oder Pflanzen. Aus vielen Dingen wird im Haus des Kindergartens ein Spielzeug, eine Dekoration oder ein Forschungsprojekt (Samen mitnehmen, Kastanien in die Erde stecken etc.)

Natürlich haben alle Kinder einen Rucksack dabei und können sich schnell, z.B. durch Regenjacken und Regenhosen an sich veränderndes Wetter anpassen. Ebenfalls sind immer Getränke und kleine hungerstillende Mahlzeiten im Bollerwagen oder im Rucksack der Erwachsenen.

​

2. Das Projekt.

Gezielt wird ein Spiel/Forschungs-/Bauprojekt an einem bestimmten Ort aufgesucht. Hier wird weiter an der Höhle oder Hütte gebaut oder den Gärtnern beim Errichten von Komposthaufen- den Förstern beim Füttern von Wildtieren geholfen, selbstgebaute Nistkästen aufgehängt, ein Blumenbeet gepflegt oder ein Baum gepflanzt oder gegossen. ErzieherInnen sind nicht Lehrer. Sie führen als Vorbilder an die Tätigkeiten heran und motivieren. Den Kindern bleibt überlassen, ob sie während des Geschehens in ein Rollenspiel eintauchen oder ob sie stärker nachahmend und mitmachend sich der Bezugsperson zuwenden.

​

3. Freispielzeit.

Beim Freispiel ist die Geräuschkulisse im Gegensatz zum Innenraum weniger intensiv. Die Kinder bilden selbständig Grüppchen oder spielen zu zweit oder allein. Hierbei sind sie auf einer wesentlich weitläufigeren Fläche verteilt und können besser ihren Bedürfnissen nach grobmotorischen oder feinmotorischen Tätigkeiten nachgehen. Die ErzieherInnen gehen sinnvollen Tätigkeiten nach, die zum Nachahmen anregen. Sie sammeln beispielsweise Unrat auf, suchen Kräuter für Tee oder Salat, schälen schon einmal mitgenommenes Gemüse für das Mittagessen, schnitzen oder flicken usw. und halten die Aufsichtspflicht ein. Für einzelne Kinder, die im Moment die Nähe zur Bezugsperson suchen, haben sie Aufmerksamkeit, Trost oder laden zur Nachahmung ein. An Tagen, an denen es den Kindern schwer fällt ihre Phantasie zu entfalten und in eine Freispielatmosphäre einzutauchen, bieten die pädagogischen Fachkräfte auch Gemeinschaftsspiele an.

Besonders in diesem zeitlichen Rahmen können Einzel- oder Gruppentherapie-Fördermaßnahmen, auch mit externen Therapeuten stattfinden, entweder im NaturKinderGartenHaus, im Garten oder mit in der Natur.

 

Im NaturKinderGartenGarten

​

Der Garten befindet sich unmittelbar am Haus. Er ist vom Gruppenraum direkt zugänglich. Er bietet freie Flächen für Bewegungsspiele, einheimische Sträucher- und Baumgruppen zum Verstecken (zum Zurückziehen) und Beete für den Anbau von Kräutern und Gemüse. Beerensträucher und Obstbäume gehören ebenso dazu wie die Insektenwiese mit Blumen und Gräsern. Sogenannte Kreativbereiche bieten Platz zum Buddeln, Matschen, Bauen, Forschen etc. Vorbildlich werden die Komposthaufen gepflegt, das Regenwasser gesammelt (zum Wässern und zum Spielen) und Brennnesseljauche angesetzt.

Der Garten des NaturKinderGartens dient der Vertiefung von Erfahrungen. Hier können intensive Beobachtungen stattfinden und durch die Regelmäßigkeit in der Pflege von Pflanzen, Tieren und Elementen die Beziehungen zur Natur verstärkt werden.

In einem wetterfesten Unterstand werden Nistkästen und Igelhäuser gebaut, werden eigene Ideen für Spielzeuge umgesetzt, wird gemalt, getöpfert, gesägt, geraspelt und kaltgeschmiedet.

Besondere Werke entstehen unter Aufsicht der Fachkräfte, durch zeitweise mitarbeitende KünstlerInnen, HandwerkerInnen und geschickte Ehrenamtliche. Sie bereichern das Angebot von Nachahmungsmöglichkeiten und demonstrieren, dass alle gestalteten Gegenstände durch kreative Menschen entstehen. Hier soll auch das Wiederverwerten von verschiedenen Materialien probiert werden. So können z.B. Hochbeete, Holzpferde, Spielhäuser, Vogeltränken, Farbgestaltungen, Zäune, Töpferwaren, Figuren und vieles mehr entstehen.

Für externe Therapeuten soll der Garten ebenso wie die Innenräume für Einzel- oder Gruppentherapien nutzbar sein.

​

 

Im NaturKinderGartenHaus (Falls Kita keine Unterkünfte im Bauwagen hat)

​

Die Gruppenräume sind durch Schiebewände teilbar. So soll die Möglichkeit bestehen, spontan den Bedürfnissen der Kinder entsprechend lautes Gruppengeschehen und leises Spiel während der Freispielzeit voneinander zu teilen, jedoch ohne abgeschlossene Tür (also ohne Zwang). Das Personal muss sich entsprechend aufteilen. Anm.: Hierbei spielt auch der Gedanke mit, wie in Zukunft bei weiteren Pandemien die Kinderzahl und damit der Kontakt untereinander reduziert bzw. überprüfbar werden kann

 

Im Gruppenraum befindet sich eine voll funktionstüchtige Küchenzeile mit vorschriftsmäßigen Sicherheitsvorkehrungen. Sie ist so konzipiert, dass das Personal nicht mit dem Rücken zu den Kindern steht. Die Küche ist Bestandteil des Konzeptes. Sie vermittelt eine familiäre Atmosphäre. Neben der gemeinsamen Zubereitung von Gemüse, Obst und Kräutern aus dem Garten für das Frühstück und das Mittagessen, zur Unterstützung der Kochkraft, ist sie auch ein Ort, um nach dem Prinzip „Vorbild und Nachahmung“ sinnvollen, lebensnahen Tätigkeiten nachgehen zu können. Ein Teil der Küche ist auf die Körpergröße von Kindern abgestimmt und ermöglicht die nachahmende haushälterische Tätigkeit der Kinder. Gegenstände die zu Verletzungen führen können sind nur in Reichweite der Erwachsenen aufbewahrt.

 

Ein Nebenraum ermöglicht das intensive Spiel im kleinen Maßstab. Der Sanitärbereich ist gut zu beaufsichtigen und befindet sich möglichst in der Nähe zum Gruppenraum. Er ist ebenso gut vom Garten, wie auch vom Gruppenraum zu erreichen. Das ist wichtig, da das Alltagsgeschehen überwiegend außerhalb der Räumlichkeiten stattfindet und die Aufsicht innen und außen gleichermaßen gewährleistet werden muss. Grundsätzlich soll der Toilettengang nicht als Gruppenmaßnahme vorgeschrieben werden. Jedes Kind soll seinem eigenen Gefühl nachgehen können. Vor Ausflügen werden die Kinder allenfalls motiviert die Toilette vorbeugend aufzusuchen.

​

bottom of page